„Apotheke“ – griechisches Wort, Bedeutung: „Bereitungs- und Verkaufsstätte für Arzneimittel“, „Vorratskammer“

Pfarrer Mehrmann vermerkt 1863, dass sich 1701 eine Apotheke in Ortenburg befand. Besitzer war Johann Steuer. Wahrscheinlich wurde diese später durch die Handapotheken der Ärzte ersetzt.

1793 musste laut einer überlieferten Beschreibung ein Bote namens Johann Wiesinger für die Frau Gräfin Arzneimittel in der Apotheke in Vilshofen holen. Vermutlich gab es zu dieser Zeit relativ sicher keine Apotheke in Ortenburg.

Vor 175 Jahren war es nicht einfach eine Apotheke zu errichten. Die Prozedur um eine Genehmigung war langwierig und mit vielerlei Auflagen verbunden. 1759 kam Familie Stahl aus Württemberg nach Ortenburg. Seit 1843 bewarb sich der Sohn der Familie Christian Stahl jedes Jahr mit größter Ausdauer und Hartnäckigkeit darum. Fünf weitere Anträge wurden abgelehnt.

Am 7.12.1849 wurde dann endlich dem Sohn eines Seifensieders, Herrn Christian Stahl die Errichtung einer Apotheke genehmigt. Dies war die Geburtsstunde der heutigen Schloss-Apotheke. Herr Stahl war „Meister der Apothekerkunst“ wie damals der erlernte Beruf des Apothekers genannt wurde.

10.03.1851 Christian Stahl kaufte die Räumlichkeiten (Haus Nr. 25 am Marktplatz) dem Metzger Reichel samt dem Schlachthaus und dem großen Garten für 3000 Gulden ab. Noch heute sieht man im Vorraum der Garage die alten Fleischerhacken der damaligen Metzgerei. Das Gebäude gilt als Geburtshaus der Dichterin Katharina Koch.

Ab diesem Zeitpunkt hatten die Ortenburger Bürger ihre Apotheke und mussten nicht mehr nach Vilshofen, Fürstenzell oder Passau, um sich mit Arzneimittel zu versorgen. In Niederbayern gab es zu diesem Zeitpunkt nur 34 Apotheken. Die Apotheke damals können nicht mit heutigen Apotheken verglichen werden. Die Arzneimittel mussten selbst hergestellt werden und neben diesen waren auch Wachse, Farbmittel, Benzin im Angebot. Benz holte beispielsweise bei der Konstruktion seines 1. Mercedes das Benzin aus der Apotheke.

Das Gebäude der Apotheke war bis 1879 einstöckig. Zwischen 1879-1880 wurde das Gebäude um ein Stockwerk erhöht. 

Nach 30 Jahren als Apotheker in Ortenburg übergab Christian Stahl die Apotheke an seinen Sohn Peter Stahl. Dieser war dann 50 Jahre lang als Apotheker in Ortenburg in der Schloss-Apotheke tätig. Er starb 1930 im Alter von 78 Jahren und seine Frau, die ihn um 12 Jahre überlebte, verpachtete die Apotheke an den in Kraftshof bei Nürnberg geborenen Apotheker Otto Kündinger. 1936 kaufte Herr Kündinger die Apotheke und er verwendete als erster das Schloßgebäude als Attribut auf allen Etiketten und Verpackungen und verwendete den Namen „Schloss-Apotheke“. 1945 bei Kriegsende, gefiel das Haus den Amerikanern und die Familie Kündinger musste innerhalb einer Stunde ohne Sack und Pack verschwinden. Nur die Apotheke durfte betreten und weitergeführt werden.

1921 heiratete Apotheker Kündinger seine Ehefrau Eugenie Kündinger (geb. Schirmer). Aus dieser Ehe ging die einzige Tochter Ilse hervor, die am 8.4.1925 geboren wurde.

1954 Ilse Kündinger heiratete den aus Neidenburg in Ostpreußen stammenden Apotheker Günther Heumann.

Der Zukunftsplan des Ehepaares Heumann in Nürnberg in der Lorenzkirche zu heiraten und in Nürnberg eine Apotheke zu gründen, scheiterte, da Otto Kündinger kurz vor der geplanten Hochzeit verstarb. Herr Apotheker Heumann übernahm die Schloss-Apotheke am 31.03.1955, nach Ende seines Pharmaziestudiums und führte vier Jahrzehnte lang gemeinsam mit seiner geliebten Ehefrau Ilse die Schloss-Apotheke in Ortenburg.

Die alten Gerätschaften aus der Biedermeier-Offizin, Gefäße und Möbel, die seit jeher in der Apotheke in Gebrauch waren, verwandelte er im 1. Stock über der Apotheke zu einem viel besuchten und weit bekanntem Museum. Dieses vermachte das Ehepaar Heumann nach ihrem Tod ihrer Enkelin Laura Heumann und sie beschloss dem Wunsch ihrer Großeltern folgend die Utensilien aus dem Museum als Leihgabe in das Schlossmuseum des Marktes Ortenburg zu übergeben und dieses kann nun seit 2023 über Führungen besucht werden. 

Herr Apotheker Heumann war in den 40 Jahren Ausübung seines Berufes in Ortenburg und der Pflege seines großen Kräutergartens (250 heimische und exotische Pflanzen) in vielfältiger Weise auch für die Öffentlichkeit tätig und sehr beliebt. Er erstellte unter anderem Wanderkarten für Ortenburg und Umgebung, unternahm viele Studienreisen und über seine Leidenschaft zur Fotographie hielt er viele Lichtbildervorträge. Er war Mitglied in vielen Vereinen. Er betonte stets, dass er seiner Frau Ilse sehr viel verdankt, da sie ihm stets den Rücken freihielt und ihn unterstützte. Sie ist vielen als die gute Seele der Apotheke in Erinnerung.

Günther und Ilse Heumann bekamen zwei Kinder. Gerhard Heumann, der später die Apotheke übernahm und Iris Heumann, die als PTA in München arbeitet. Ilse Heumann verstarb am 30.01.2015 und Herr Günther Heumann verstarb am 20.07.2021 im Alter von 95 Jahren und ist uns und vielen Ortenburgern durch seine Art und sein Engagement in lieber Erinnerung.

01.01.1995 wurde die Apotheke an den Sohn Apotheker Gerhard Heumann verpachtet und dieser führte die Apotheke weiter. Die Schloss-Apotheke in Ortenburg dürfte das einzige Geschäft in Ortenburg sein, das auf eine so lange kontinuierliche Firmentradition zurückblicken kann. In all den Jahren waren tüchtige und teils langjährige Mitarbeiter in der Apotheke tätig, um den jeweiligen Inhaber der Apotheke zu unterstützen. 2020 ging die Apotheke dann in den Besitz von Herrn Gerhard Heumann über. 

01.01.2021 Verkauf der Apotheke an Apothekerin Petra Stoiber. Diese wird nach wie vor von Herrn Heumann und seinem tollen Team tatkräftig unterstützt.

01.01.2023 erfolgte Gründung der "Brandl & Stoiber Apotheken OHG" der beiden Freundinnen und Apothekerinnen Juliane Brandl und Petra Stoiber. Die Marien-Apotheke in Vilshofen und die Schloss-Apotheke in Ortenburg werden nun gemeinsam mit zwei tollen Teams geführt.